Mittwoch, 24. Februar 2016

Was hat Afrika aus mir gemacht?

Wieder daheim zu sein... natürlich ist es schön! Wie sehr ich meine Familie und Freunde vermisst habe ist unbeschreiblich. Wieder daheim zu sein ist aber auch nicht leicht. Was heißt den auch wieder daheim zu sein?
Kenia beziehungsweise Afrika ist ein Teil von mir geworden, ich würde es auch als Heimat bezeichnen. Man lernte neue Menschen kennen, manche sind auch ein Teil meiner Familie, meines Lebens geworden.
Ob ich nicht lieber dort geblieben wäre? Ich wollte spüren wie viel es mir bedeutet, wie sehr ich das Leben in Kenia vermisse. Das war ein weiterer Grund zu sagen, erstmal wieder zurück ins kalte Deutschland zu gehen und dann mal weiter zu sehen.
Und wie ist das jetzt?
Wie fühlt es sich an?
Ich kann es einfach nicht richtig  beschreiben.
Es fühlt sich an als würde die Zeit an mir vorbeiziehen. leer. kalt.
Liegt es nur daran, dass ich die kalten Temperaturen hier nicht mehr gewohnt bin?
Was soll ich erzählen? Ich erzähle den ganzen Tag von meinen Erfahrungen aber doch kann ich es einfach nicht richtig beschreiben.
Das Wort 'vermissen' ist zu schwach.
Es gibt Menschen und Dinge die habe ich in Kenia vermisst und es gibt Menschen und Dinge die vermisse ich in Deutschland.
Sagen wir es einfach so: Jeder Schritt  bewegt einen Menschen.
Jede Erfahrung macht einen Menschen reicher.
Manches spürt man, kann es aber nicht beschreiben.
Zum Glück sorgt meine Familie dafür, mich hier wieder einzuleben. Ich bin allen unendlich dankbar, welche diese Erfahrungen für möglich gemacht haben!

Nicole

Montag, 11. Januar 2016

St. Maurus Special School

Da ich vorher noch nie mit Behinderten gearbeitet habe, hatte ich keine Vorstellung wie es sein wird. Um ehrlich zu sein, ich hatte vorher auch keine wirkliche Begeisterung mit Behinderten zu arbeiten. Trozdem habe ich habe spontan zugesagt und mich auf die Arbeit gefreut.
Ich habe mir gedacht, dass der erste Kontakt etwas schwierig wird, weil ich nicht wusste wie ich mit den Kindern umgehen soll, aber da macht man sich lieber keine Gedanken, ist nur unnötig. Die Kinder haben mich sofort mit offenen Armen aufgenommen.
Ich durfte die Klasse von Consolata unterrichten, also die Größeren. Außer keiner gemeinsamen Sprache gab es eigentlich keine Probleme. Manche verstehen ein paar englische Wörter und bekommen auch ein paar Worte auf Englisch zusammen, doch wenn sie mir Dinge auf Kiswahili erklärten, hatte ich so meine Schwierigkeiten. Um zehnfache Erklärungen ihrerseits zu vermeiden, versuchte ich mich mit Worten wie “sawa sawa” oder “ndio” zu retten. Doch manchmal passten die Worte wohl nicht ganz und sie redeten unermüdlich auf mich ein. Da ich mein gegenüber ja dann leider nicht verstehen konnte, kam Verstärkung und sie redeten zu zweit auf mich ein, was es nicht einfacher machte sie zu verstehen. Aber die Sprache ist ja nur ein Teil der Kommunikation. Das habe ich sehr schnell festgestellt, weshalb mit wenigen Zeichen plötzlich jeder wusste was ich meine.
Das unterrichten hat sehr viel Spaß gemacht. Ich war jedes Mal überrascht wie kreativ sie sind. An einem Tag haben wir das Alphabet und die Zahlen von Eins bis 20 geuebt. Als ich gemerkt habe, dass sie nicht mehr so viel Lust auf viel Denken habe, gab ich ihnen die Aufgabe alle geschlossenen Flächen der Buchstaben und Zahlen auszumalen wie die Bäuche beim B oder der Kreis bei der 9. Ich muss sagen ich wäre nicht auf die Idee gekommen, aber einer hat tatsächlich um jeden Buchstaben und um jede Zahl einen Kreis gemalt und alle angemalt.
Die Zeit verging wie im Flug. Auch deswegen, weil ich nur montags bis mittwochs dort war. Ich wurde jeden Morgen mit einer einmaligen Freude und Begeisterung von allen Kindern begrüßt. Wenn ich mal etwas zu spät kam wegen dem Verkehr oder weil das Matatu plötzlich einen anderen Weg gefahren ist, war es schwierig für Consolata den Unterricht zu machen. Wie sie mir im nachhinein erzählt hatte, haben sich die Schülerinnen und Schüler geweigert etwas zu machen. Sie sagten, sie machen nur was wenn ich da bin. Als sie ihnen Aufgaben in ein Übungsheft geschrieben hat, erwiderten sie nur, das sei nicht Tim’s Handschrift. Einer hat sich sogar geweigert den Raum zu betreten, bevor ich nicht da bin. Als ich dann zum Gate hereinkam, sind einige aufgesprungen und haben mich mit einer Umarmung begrüßt. Solche Momente sind einfach unbezahlbar und bestätigen mir, dass ich für mich genau das richtige mache.
Nicht nur mit den Kindern auch mit den Lehrerinnen Consolata, Hannah und Damaris hatte ich eine schöne Zeit. Mit Damaris habe ich mich oft unterhalten, sie erzählte mir viel über St. Maurus, die Kinder und die Schwierigkeiten der Schule an genügend Geld zukommen. Mit ihr habe ich auch an die zehn Hausbesuche in verschieden Ecken vom Mathare Valley gemacht. Dort konnte ich sehr viele Erfahrungen über die Herausforderungen eines Lebens im Slum erfahren.
Jeder der die Möglichkeit hat, nach Kenia zu kommen sollte dort unbedingt vorbei schauen. Es lohnt sich! Die Kinder freuen sich über jeden Gast sehr.