Mittwoch, 19. August 2015

Pole Pole

Wie beschreibt man eigentlich die afrikanische Mentalität?
Auch wenn wir jetzt schon über einem Monat auf dem unbekannten Kontinent verweilen kann ich es nicht in Worte fassen.
Nur eines bemerkt man als Europäer sofort: Ohne Geduld kommt man nicht weit. Eine Frage kann 3 mal gestellt werden, mit einer halben Antwort kann man sich schon glücklich schätzen. Da kauft man sich ein Ticket für den Pool, setzt zum reinspringen an und in diesem Moment wird dir bedauerlicherweiße berichtet, dass man ihn heute nicht mehr betreten darf. "Sparkling water" ist ein Fremdwort und die Nudeln isst man hier wohl gerne breigekocht, also kann man in Ruhe überlegen, wo denn das Sieb zum abgießen sein könnte.
Über Fehler wird nicht geredet, sie werden verdrängt. Das macht es für uns nicht einfach, unsere Motivation in Taten umzuwandeln. Positiv lässt sich werten, dass wirklich kein Kenianer in irgendeiner Hinsicht nachtragend ist.
Auf der Straße ruft es von allen Seiten "Muzungu". Dass wir anders aussehen und die Leute fasziniert sind, daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt.
"Pole Pole", das bedeutet langsam und nach diesem Motto leben hier einfach alle. Ein bisschen mehr Geduld habe ich ja schon bekommen, aber ich glaube auch nach einem halben Jahr muss man nicht wirklich alles verstehen, sondern es einfach so hinnehmen wie es ist.
Liebe Grüße Nicole 💕

Wolkenbruch

Wir machten uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum einkaufen, denn unser Trinkwasser ist restlos aufgebraucht. Außerdem möchten wir einige Lebensmittel zum kochen einkaufen. Wir betreten den Einkaufsladen und gucken uns bisschen um was es so alles zu kaufen gibt. Plötzlich fängt es draußen an zu regnen. Aber nicht ein bisschen sondern gleich wie aus Kübeln. Dazu noch stärkerer Wind. Die Tore des Supermarkts werden geschlossen und keiner kommt mehr raus doch niemand beschwert sich. Somit hat es sich für uns natürlich auch erledigt und wir beschlossen ein Schokocrossaint zu verspeisen und diesen Beitrag zu verfassen.Stromausfall gibt's wie immer gratis dazu: die Beleuchtung erlischt für einige Sekunden.
Ein Tor ist zwar wieder auf, doch die gesamte Masse tummelt sich an der Kasse - seelenruhig, keiner macht den Anschein sich bewegen zu wollen.

Liebe Grüße Nicole und Tim

Dienstag, 18. August 2015

Ein wundervoller Tag

Heute gibt es wieder einiges zu Berichten. Heute morgen haben wir dabei geholfen, die Babys und Kleinkinder zu waschen. Ich muss sagen ein Traum! Kann ich nur empfehlen. Nicole und ich durften die Kleinen ausziehen und nach dem Waschen abtrocknen, mit Babyfett einreiben, pudern und Nicole hat sich auch gegönnt, den Babys die Windeln anzuziehen. Diese sind hier einfach alte Handtücher die elegant um den Unterleib gewickelt werden.
Doch zuvor gab es Frühstück für den Jungnachwuchs. Für jeden reichlich Tee und eine Scheibe ungetoasteten Toast. Nicole hatte eines der Babys auf dem Arm, dieses bedankte sich auch umgehend dafür indem es die komplette Mahlzeit bereitwillig auf ihrem T-Shirt präsentierte. Also ging sich Nicole nach nur 10 Minuten erst einmal umziehen.
Nun war das Frühstück vorbei und die Waschstraße wurde eröffnet. Brav werden nach und nach die Kinder von den Stühlen auf die Ablage neben der Waschwanne gesetzt, wo wir sie von ihren Kleidern befreien durften. Beim ersten Kind hatte ich echt Glück. Ohne Probleme konnte ich es mit Leichtigkeit waschbereit machen. Nicole hatte leider nicht das nötige Glück. Das Kind, das sie entwickelt hatte, versprühte schon von weitem einen ordentlich würzigen Duft. Und Tatsache: alles voll verschissen. Gut, ehrlich zugegeben, danach hatte ich auch kein Glück mehr.
Nachdem die Säuglinge gewaschen wurden, legten wir sie in die Kinderbetten, denn der Tag war bis jetzt ja schon ordentlich anstrengend, da kann man sich schon mal ein kleines Nickerchen leisten. Als alle gereinigt waren, kam eine Frau und Sister Pamela ins Zimmer. In der Hand hielt die Dame eingewickelt einen ganz jungen Säugling. Wie wir erfahren haben ist das Kind heute morgen erst auf die Welt gekommen und wurde wegen Inzest abgestoßen. Das war zugegeben ein sehr emotionaler Moment. Zum einen hat man sich sehr gefreut einen Neugeborenen zu sehen, aber auf der anderen Seite auch total krass so was mit zu erleben und realisieren zu müssen, dass das Kind eigentlich eine Familie hätte, die es aber nicht möchte und deswegen das Kind jetzt ohne Eltern im Waisenhaus aufwachsen muss.
Im Anschluss haben wir ein Memory aus deutschen und englischen Wörtern gemacht, welches wir am Nachmittag mit einigen der Größeren gespielt haben, denn sie haben uns darum gebeten, ihnen etwas deutsch bei zubringen. Wir verstehen zwar nicht warum, aber sie verwechseln german ständig mit japanese.
Am Abend bin ich joggen gegangen, da ich stark den Drang danach verspürt habe. Das konnte ich dann auch geschickt damit verknüpfen, die Stadt bisschen kennen zulernen. Dachte ich zumindest. Zum Tor raus, die Straße nach links los gelaufen, wurde ich nach nicht einmal 100 Metern angesprochen, wo ich denn Hinrenne. Im vorbeilaufen habe ich gesagt, ich mache einfach Sport und versuche mich in der Stadt zurecht zufinden. Nach weiteren 200m hat die Straße nach einer Kurve an einer Schranke geendet, also habe ich wieder umgedreht. Natürlich bin ich dann auch wieder an der Frau vorbei gekommen. Und wieder hat sie mich angesprochen, also habe ich dieses Mal angehalten. So haben wir uns dann erstmal eine Viertelstunde unterhalten, bis ich dann abbiegen wollte, da ich mir noch den Weg zur Sulumeti Girls High School, an der wir ab September deutsch unterrichten werden, anschauen wollte.
Dann konnte ich auch endlich anfangen zu joggen. Zuerst war es eine geteerte Straße, dann ein Straße aus Erde und vielen Steinen, als ich an der Schule vorbei war, waren es nur noch Dreckwege und zwischendurch grob gekieste Wege, aber nicht weiters schlimm. Das tollste aber ist, dass sich jeder darüber freut, wenn ein Weißer vorbei kommt. Von überall hört man Kinder "Muzungu" rufen und einfach jeder spricht einen an und fragt: "How are you?" Immer wieder sind auch Gruppen von Kindern einige Meter mit mir mitgerannt.
Gegen Ende, als ich fast wieder im Ort war, habe ich dann nochmal mein volles Talent raushängen lassen. Der Weg war bestückt mit  passionsfruchgroßen Kieselsteinen und ich habe nicht genau auf den Boden geschaut. Dieses Missgeschick habe ich mir sofort bestraft indem ich dem Boden plötzlich ganz nahe gekommen bin. Fett gestolpert! Beide Hände und ein Knie aufgeschürft, aber ich will kein Drama daraus machen, war auch weiters gar nicht schlimm, außer dass nur wenige Meter vor mir um die 15 Kinder standen die mein Kunststück natürlich live mitbekommen haben und als Dankeschön alle gelacht haben. Ich, ganz souverän, bin an ihnen vorbeigejoggt, als wäre nicht passiert. Aber zugeben ein bisschen peinlich fühlt es sich in diesem Moment schon an.
Als ich zurück gekommen bin und fertig geduscht war, wollte ich Nicole aufsuchen, doch sie war nicht in ihrem Zimmer. Jedoch wusste ich, sie wollte auch Sport machen. Also bin ich zur Spielwiese gelaufen und sehe dort Nicole mit etwa 20 Kindern rennen, dehnen sehr viel Spaß haben.
Als es langsam Schlafenszeit wurde,lockten uns der Klang von Trommeln in den Innenhof der Schlafsäle. Dort fanden wir drei Jungs auf dem Boden sitzen die im Rhythmus auf Plastikeimern trommelten und alle Anderen von klein bis groß gesungen und getanzt haben.

Liebe Grüße
Tim

Freitag, 14. August 2015

It's Africa

Heute morgen gehe ich aus meinem Zimmer raus, möchte die Türe hinter mir zuziehen, auf einmal habe ich den Türgriff in der Hand. Mist. Ich dachte ich stecke ihn kurz wieder rein, aber das ging nicht.
Dann habe ich erstmal gemütlich gefrühstückt.
Anschließend habe ich der einen Schwester von meinem blöden Problem berichtet, dass ich nicht mehr in mein Zimmer komme. Sie holte einen Mitarbeiter der sich das - wie ich auch - anschaute, aber es ebenso nicht hinbekam. Zum Glück gibt es über das Nebenzimmer noch eine Türe. Die Schwester brachte den Schlüssel, wir gingen hinein. Der Mitarbeiter von innenerhalb, ich von außerhalb der Türe steckten die Türgriffe wieder ineinander. Alles wieder gut. Der Mitarbeiter und die Schwester verschwanden. Ich putze kurz meine Zähne und ging dann aus dem Zimmer, zog die Türe hinter mir zu und hatte wieder den Türgriff in der Hand. Jetzt wusste ich ja schon wie es funktioniert.
Also bat ich Petra mir kurz zu helfen, den Türgriff wieder zusammen zustecken. Da die Cheffin erst morgen wieder kommt und sie auch erst dann einen Monteur rufen kann, muss ich jetzt halt erstmal die Nebentür nutzen.
Aber das war nicht das einzige Problem heute.
Das folgende Problem habe ich schon seit wir hier in das Waisenhaus eingezogen sind: Meine Klospülung ist kaputt. Das ist ja weiters nicht so schlimm. Ich habe freundlich nach einem Eimer gefragt, habe sogar zwei bekommen. Von der Dusche zum Klo sind es Luftlinie ca. 50cm. Also Eimer unter dem Duschkopf füllen und mit Schwung in die Toilette. Wenn es immer so einfach wäre, gäbe es ja gar kein Problem. Jetzt kommt manchmal, wie zum Beispiel heute, halt kein Wasser aus den Wasserhähnen. Jetzt wird der Vorgang der Toilettenspülung etwas aufwendiger: Ich muss aus meinem Zimmer raus, natürlich nutze ich jetzt die Türe, bei der ich den Türgriff nicht sofort in der Hand halte, wobei es bei dieser Tür vermutlich auch nicht mehr lange dauert, laufe über eine kleine Wiese zum Wassertank. Das Wasser kommt da etwas schneller als tröpfelnd heraus, weshalb man da schon ein Weilchen wartet. Eigentlich nicht weiters schlimm. Jedoch leicht unangenehm, wenn man sich daran erinnert, dass man die Mitarbeiter nach einem Eimer für die Klospülung gefragt hat und man von diesen nun angeschaut wird. Das kann natürlich auch nur an der Hautfarbe liegen, wofür man manchmal schon recht schräg angeglotzt wird, jedoch habe ich diesen Verdacht nach ein paar Tagen nicht mehr. Wenn der Eimer dann nun endlich etwa dreiviertel voll ist - das reicht für eine ordentliche Spülung - darf ich den Eimer wieder zurücktragen um nun endlich den Spülvorgang abzuschließen.
Des weiteren gönnen sich Petra und Nicole ihre Klobesuche regelmäßig bei Dunkelheit mit Stirnlampe, da dort bei an einer Lampe gespart wurde. Unsere neuste Idee: Wir stellen eine romantische Kerze hinein. Diese könnten wir dauerhaft brennen lassen, da die Dusche in deren Zimmer sowieso nicht funktioniert.
Wenn man sich nicht darüber aufregt und es locker nimmt, hat man, wie wir, ganz viel Spaß in Afrika.

Liebe Grüße
Tim

Donnerstag, 13. August 2015

Ab ins Waisenhaus



Nachdem in den letzten Wochen in 5 Schulen das Projekt Students Council anlief, welches natürlich niemand anderes in die Wege geleitet hat als Papa Ti , stand von Montag bis Mittwoch das Training für die neugewählten Schülervertreter im Pastoral Center an. Zu Beginn waren alle noch sehr schüchtern und schafften es nicht wirklich einen Stuhlkreis zusammenzustellen, aber das änderte sich sehr schnell. Es ging um Selbstreflektion, Konfliktmanagement und allgemeiner Kommunikation, nach und nach sind die Schüler aufgeblüht, äußerten ihre Meinung und verstanden worum es als Schülervertreter geht. Die Stimme der Schüler soll etwas zählen, sie wollen mit ihren Lehrern und der Schulleitung auf Augenhöhe diskutieren und nicht mit Hilfe von Prügeln unterdrückt werden. Hoffentlich bewährt sich das Projekt, sodass die Schüler das Schulleben mitgestalten.

Einzug ins Waisenhaus
Nachdem wir unser Gepäck über die frischgeteerte Straße in welcher das Haus des Bischofs liegt mit Hilfe des Kochs, dem Doormen und Father Edward getragen haben, fuhr uns eine nette Schwester begleitet von Gospelmusik zum Waisenhaus. Dieses hat ebenso wie die Schule Bischof Philip Sulumeti gegründet bei welchem wir die letzten Tage wohnen durften. Nach circa 2 Stunden haben wir erfahren das die Chefin, Schwester Pamela erst am Samstag kommt und wir erst am nächsten Tag erwartet wurden. Afrikanische Zeit natürlich.
Trotzdem bekamen wir von einer anderen Schwester eine kleine Einweisung und wurden von den ältesten Mädels über das gesamte Gelände geführt. Immer mehr Kinder tummelten sich um uns rum und die Freude war riesig als sie verstanden, dass wir noch bis Februar hier sind.
Der erste tiefere Einblick ist von uns allen auf jeden Fall schon einmal super und die Kinder sind zuckersüß.





Heute haben wir uns den Garten noch einmal genauer angeschaut und sind begeistert von der hauseigenen Biogasanlage.


Für die Zukunft: Wir freuen uns bald endlich nicht mehr aus dem Koffer leben zu müssen, wenn die Schränke ausgeräumt und Schnüre durchs Zimmer gespannt sind. Wenn Sister Pamela am Samstag angekommen ist, werden wir nochmal einen genauen Plan machen. Ab September wenn die Ferien vorbei sind gehen 2 von uns in die Sulumeti Girls High School um deutsch zu unterrichten und einer von uns bleibt im Waisenhaus, wöchentlich werden wir durchwechseln. Petra wird ab Sonntag für 2 Wochen ein Praktikum im ICIPE am Viktoriasee machen.
Im Oktober geht es wieder ab nach Nairobi um das Visum zu verlängern und ein bisschen in Titus Projekt zu helfen. Petra und Ich bleiben 4 Wochen, Tim wird erst im Dezember zurückkommen und unter anderem noch bei der Arbeit einer Künstlergruppe mitwirken.
Offen steht auch noch, ob Petra und ich ein Einblick in die Arbeit des Krankenhauses in Kakamega bekommen, worüber ich mich sehr freuen würde.
Im Anschluss noch ein paar Bilder, welche wahrscheinlich mehr sagen als meine Worte.
Liebe Grüße 
Nicole

Our new home!

Dienstag, 11. August 2015

Herzlich Willkommen!



Karibuni!

Seit fast einem Monat befinden wir uns nun in unserem neuen Heimatland. Diese Zeit verging wie im Flug. Nachdem uns die Gruppe verlassen hat, ging es für uns ins Bishop Guest House in Westlands, Nairobi.
In den letzten Tagen besuchten wir die GIZ, haben viele Kontakte geknüpft und ein deutsches Festmahl bei einem der lässigen Priester gezaubert.

Am Samstag war auf 3 Uhr die Fahrt nach Kisumu zum nationalen Musicfestival angesetzt, jedoch begrüßte uns der Fahrer Schnarchijames erst gegen 4Uhr. Schnarchijames wusste dann auch nicht uns aus Nairobi zu fahren, weshalb Titus schon nach wenigen Minuten das Steuer übernahm. 

Leider kamen wir in Kisumu zu spät an, sodass wir die Kür des fabulösen ersten Platzes unserer Sulumetigirls im deutschen Sprechchor verpassten. We are very proud of our girls!

Nach dem Beglückwünschen beschlossen wir uns einen gemütlichen Nachmittag am Viktoriasee zu machen. Wir machten Bekanntschaft mit Annemarie, einer Freundin von Tight Ass, die uns später noch in ein Restaurant mit deutschem Essen führte. Ebenso verabredeten wir uns für ein Wochenende bei ihr in Kisumu, Mitte September. Wie man sehen kann, ein richtiger Gönnertag! 


Der Sonntag bescherte uns Masala Chips nachdem wir uns etliche Male „Wer will fleißige Handwerker seh´n“ beim Music Festival reingezogen haben. Im Anschluss fuhren wir mit einem Matatu gen Kakamega, wo wir uns im Hause des ehemaligen Bischof Sulumetis niederließen.