Dienstag, 18. August 2015

Ein wundervoller Tag

Heute gibt es wieder einiges zu Berichten. Heute morgen haben wir dabei geholfen, die Babys und Kleinkinder zu waschen. Ich muss sagen ein Traum! Kann ich nur empfehlen. Nicole und ich durften die Kleinen ausziehen und nach dem Waschen abtrocknen, mit Babyfett einreiben, pudern und Nicole hat sich auch gegönnt, den Babys die Windeln anzuziehen. Diese sind hier einfach alte Handtücher die elegant um den Unterleib gewickelt werden.
Doch zuvor gab es Frühstück für den Jungnachwuchs. Für jeden reichlich Tee und eine Scheibe ungetoasteten Toast. Nicole hatte eines der Babys auf dem Arm, dieses bedankte sich auch umgehend dafür indem es die komplette Mahlzeit bereitwillig auf ihrem T-Shirt präsentierte. Also ging sich Nicole nach nur 10 Minuten erst einmal umziehen.
Nun war das Frühstück vorbei und die Waschstraße wurde eröffnet. Brav werden nach und nach die Kinder von den Stühlen auf die Ablage neben der Waschwanne gesetzt, wo wir sie von ihren Kleidern befreien durften. Beim ersten Kind hatte ich echt Glück. Ohne Probleme konnte ich es mit Leichtigkeit waschbereit machen. Nicole hatte leider nicht das nötige Glück. Das Kind, das sie entwickelt hatte, versprühte schon von weitem einen ordentlich würzigen Duft. Und Tatsache: alles voll verschissen. Gut, ehrlich zugegeben, danach hatte ich auch kein Glück mehr.
Nachdem die Säuglinge gewaschen wurden, legten wir sie in die Kinderbetten, denn der Tag war bis jetzt ja schon ordentlich anstrengend, da kann man sich schon mal ein kleines Nickerchen leisten. Als alle gereinigt waren, kam eine Frau und Sister Pamela ins Zimmer. In der Hand hielt die Dame eingewickelt einen ganz jungen Säugling. Wie wir erfahren haben ist das Kind heute morgen erst auf die Welt gekommen und wurde wegen Inzest abgestoßen. Das war zugegeben ein sehr emotionaler Moment. Zum einen hat man sich sehr gefreut einen Neugeborenen zu sehen, aber auf der anderen Seite auch total krass so was mit zu erleben und realisieren zu müssen, dass das Kind eigentlich eine Familie hätte, die es aber nicht möchte und deswegen das Kind jetzt ohne Eltern im Waisenhaus aufwachsen muss.
Im Anschluss haben wir ein Memory aus deutschen und englischen Wörtern gemacht, welches wir am Nachmittag mit einigen der Größeren gespielt haben, denn sie haben uns darum gebeten, ihnen etwas deutsch bei zubringen. Wir verstehen zwar nicht warum, aber sie verwechseln german ständig mit japanese.
Am Abend bin ich joggen gegangen, da ich stark den Drang danach verspürt habe. Das konnte ich dann auch geschickt damit verknüpfen, die Stadt bisschen kennen zulernen. Dachte ich zumindest. Zum Tor raus, die Straße nach links los gelaufen, wurde ich nach nicht einmal 100 Metern angesprochen, wo ich denn Hinrenne. Im vorbeilaufen habe ich gesagt, ich mache einfach Sport und versuche mich in der Stadt zurecht zufinden. Nach weiteren 200m hat die Straße nach einer Kurve an einer Schranke geendet, also habe ich wieder umgedreht. Natürlich bin ich dann auch wieder an der Frau vorbei gekommen. Und wieder hat sie mich angesprochen, also habe ich dieses Mal angehalten. So haben wir uns dann erstmal eine Viertelstunde unterhalten, bis ich dann abbiegen wollte, da ich mir noch den Weg zur Sulumeti Girls High School, an der wir ab September deutsch unterrichten werden, anschauen wollte.
Dann konnte ich auch endlich anfangen zu joggen. Zuerst war es eine geteerte Straße, dann ein Straße aus Erde und vielen Steinen, als ich an der Schule vorbei war, waren es nur noch Dreckwege und zwischendurch grob gekieste Wege, aber nicht weiters schlimm. Das tollste aber ist, dass sich jeder darüber freut, wenn ein Weißer vorbei kommt. Von überall hört man Kinder "Muzungu" rufen und einfach jeder spricht einen an und fragt: "How are you?" Immer wieder sind auch Gruppen von Kindern einige Meter mit mir mitgerannt.
Gegen Ende, als ich fast wieder im Ort war, habe ich dann nochmal mein volles Talent raushängen lassen. Der Weg war bestückt mit  passionsfruchgroßen Kieselsteinen und ich habe nicht genau auf den Boden geschaut. Dieses Missgeschick habe ich mir sofort bestraft indem ich dem Boden plötzlich ganz nahe gekommen bin. Fett gestolpert! Beide Hände und ein Knie aufgeschürft, aber ich will kein Drama daraus machen, war auch weiters gar nicht schlimm, außer dass nur wenige Meter vor mir um die 15 Kinder standen die mein Kunststück natürlich live mitbekommen haben und als Dankeschön alle gelacht haben. Ich, ganz souverän, bin an ihnen vorbeigejoggt, als wäre nicht passiert. Aber zugeben ein bisschen peinlich fühlt es sich in diesem Moment schon an.
Als ich zurück gekommen bin und fertig geduscht war, wollte ich Nicole aufsuchen, doch sie war nicht in ihrem Zimmer. Jedoch wusste ich, sie wollte auch Sport machen. Also bin ich zur Spielwiese gelaufen und sehe dort Nicole mit etwa 20 Kindern rennen, dehnen sehr viel Spaß haben.
Als es langsam Schlafenszeit wurde,lockten uns der Klang von Trommeln in den Innenhof der Schlafsäle. Dort fanden wir drei Jungs auf dem Boden sitzen die im Rhythmus auf Plastikeimern trommelten und alle Anderen von klein bis groß gesungen und getanzt haben.

Liebe Grüße
Tim

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