Montag, 30. November 2015

Eine Woche Iten

Iten ist ein kleiner Ort im Hochland Kenias, dem North Rift, ein Teil des riessigen Rift Valleys. Was den Ort aber beruehmt macht ist, dass es weltweit der bester Ort zum trainieren ist. Deshalb wohnt dort die gesamte kenianische Leichtathletikelite. Alle Namen die man von kenianischen Laeufern schon einmal gehoert hat, wohnen in diesem Ort. Da ich selbst gerne und viel Sport mache, war mir von Anfang an klar, dass ich diesen Ort unbedingt besuchen muss und selbst dort trainieren moechte.
Untergekommen bin ich in Iten kostenlos bei Zepora, welche ich beim Marathon in Nairobi kennen gelernt habe. Ihr zuhause beschraenkt sich auf einen kleinen Raum in dem das Bett, die Kueche und aller Besitz platz findet.

Natuerlich gibt es keine Toilette und auch kein fliessendes Wasser. Letzteres ist kein Problem. Bei Regen wird ein Fass unter die Dachrinne gestellt, damit man das Regenwasser auffangen kann. Dieses Wasser wird zum Spuelen, Kochen und auch zum so trinken verwendet. Wer neu ins Land kommt, sollte auf keinen Fall was Regenwasser trinken! Ich habe mir gedacht, ich bin jetzt lange genug im Land. Zum Glueck hatte ich keine Probleme. Keine Toilette zu haben ist da schon etwas schwieriger, aber auch machbar. Es hat etwas von Camping, wenn man raus muss und zum Klohaeusschen laufen darf. Allerdings entspricht es Camping der einfachsten Art. Die Toilette, besser das Plumpsklo, stinkt ziemlich. Auch die daneben gelegene “Dusche” ist nicht luxurioeser. Direkt neben die unangenehm riechenden Toiletten befindet sich ein kleiner Raum. Als ich das erste Mal duschen gehen wollte, fragte ich Zepora, wo die Duschen seien. Sie antwortete mir: “Links neben den Toiletten.” Ich ging dort hin, oeffnete die Tuere und fand einen kleinen leeren Raum vor. Misstrauisch schloss ich die Tuere wieder und frage nochmal jemanden der in der Naehe stand, wo den die Duschen seien. Auch er versicherte mir, dass dies die Duschen seien. Verwundert schaute ich mir den Raum nochmals an. Noch immer habe ich keine Duschbrause oder sonstiges, was an eine Dusche erinnert, gefunden. Dann endlich habe ich verstanden, dass jetzt eine Woche duschen aus dem Eimer vor mir liegt. Also zuruek in Zeporas Zimmer habe ich mir einen Eimer geschnappt und ihn am Wassertank gefuellt. Und ab unter bzw. in die Dusche. Das Wasser war schrecklich kalt. Jeder tropfen liess den ganzen Koerper zusammen zucken, der Atem stockte. Zum Glueck habe ich mir meine Haare vorher noch schneiden lassen, so war das Haarewaschen wenigstens schnell erledigt. Leider bleibt kaltes Wasser auch bei der groessten Einbildung noch schrecklich kalt. Der einzige Vorteil jedoch ist, wenn du nicht schon davor elendig friehrst, dass dir danach gar nicht mehr so kalt ist, weil der Koerper stark gegen die kaelte ankaempft. Bloed ist jedoch, wenn du dein Handtuch vergisst und du klatsch nass ein T-Shirt und eine kurze Hose anziehen und zurueck laufen musst, um dein Handtuch zu holen. Dann ist die Luft naemlich noch tausend Mal kaelter als das Wasser. Aber aus Fehlern habe ich zum Glueck gelernt.

Gekocht haben wir beziehungsweisse kocht Zepora auf einem kleinen Paraffinkocher. Das beudeutet eine Mahlzeit aus mehreren Bestandteilen wird nacheinander gekocht. Das ist jetzt nicht aus er Welt, ist beim campen ja oeffters so. Allerdings schon etwas heftig, wenn es immer so ist. Ausserdem macht es den Anschein, dass das nicht sehr gesund sein kann, denn es stinkt stark und die Augen traehnen sehr.
Aber der Hauptgrund fuer den Besuch in Iten war ja nicht dort zu leben, sondern eigentlich ich wollte ja dort trainieren. Leider habe ich, ohne Mitleid zu wollen, schmerzen in der Wade, weshalb ich das trainieren leider zum Grossteil vergessen konnte. Aber ich wollte nicht glauben, dass ich dort nichts machen kann, weshalb ich trotzdem taeglich zwei Mal joggen war, damit ich wenigstens etwas das Feeling habe. Nur leider wurde ich fast jedes Mal wieder daran erinnert, dass es vielleicht doch besser waere, eine Pause zu machen.
Dort in Iten habe ich ein paar Jungs in meinem Alter kennen gelernt, die total nett sind. Sie leben zu viert in zwei noch kleineren Raeumen, aber auf der anderen Seite von Iten. Sie leben quasi in einer WG. Natuerlich alle mit dem Interesse an der Leichtathletik. Sie trainieren zusammen, kochen zusammen, und leben halt einfach zusammen. Geld zum ueberleben verdiehnen sie, indem sie abends, nach dem Nachmittagstraining sich in den Ort stellen und versuchen paar Sportschuhe zu verkaufen. Sie werde ich auf jeden Fall im Januar besuchen kommen, wenn ich wieder in Kakamega wohne, den von dort ist es deutlich naeher, denn sie schreiben mir taeglisch wie sehr sie mich jetzt schon vermissen. Ich vermisse sie natuerlich auch schon etwas, denn sie waren wirklich sehr fuersorglich.
Warum mir Iten so arg gefaellt ist ganz einfach. An einem morgen war ich joggen. Es ist schon was seltenes, dass jemand alleine laeuft, aber mit Verletztung bin ich lieber langsamer in meinem Tempo gelaufen. Nachdem joggen habe ich mich gedehnt. Waehrenddessen kommt ein Mann an mir vorbei, natuerlich auch zum Sport machen und fragt mich als erstes: “How are you?” Nach meiner Antwort, dass es mir gut geht, war seine zweite Frage: “How was the training?”
Wenn ich mich mit jemandem unterhalten habe oder wenn mich jemand angesprochen hat, ging es sofort immer um den Sport. Was laeufst du? Wie oft und was trainierst du? Ich weiss nicht wie viele Einwohner Iten hat, weil es zu allen Seiten in Taeler faellt, aber mindestens 90% der Bewohner sind Athleten. Klamottenlaeden die keine Sportkleidung haben gibt es praktisch nicht. An der Hauptstrasse gibt es drei Sportgeschaefte und ich habe ein einziges kleines Laedchen mit anderen Klamotten gesehen. Das bedeutet, dass eigentlich jeder mit Sportkleidung rumlaeuft.
Am Donnerstag, meinem letzten ganzen Tag, war ich abends ganz alleine, weil Zepora ihre Mutter besuchen gefahren ist. Da ich keine Lust hatte fuer mich etwas zu kochen und ich eigentlich auch noch ein Hotel besuchen wollte, in dem viele Eurpaeer waehrend ihres Aufenthaltes in Iten wohnen, beschloss ich zum Abendessen ins Kerio View Hotel zu gehen. Dort gab es Essen vom Buffet und nicht zu wenig. Nach drei gehaeuften Tellern hatte ich Schwierigkeiten mich nicht zu uebergeben. Ich habe mich noch mit einem Unterhalten, von dem ich gehoert habe, dass er deutsch spricht. Er ist mit dem Bundeskader fuer Langstrecke da. Und schraeg hinter mir sass deren Bundestrainer. Das war ein schoener Abschluss bevor es wieder zurueck nach Nairobi ging.

Liebe Grüße, jetzt wieder aus Nairobi,
Tim

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